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Stefan Radatz

von Cerner Corporation
veröffentlicht am 17.02.2020

Der Ausbau der Digitalisierung nimmt jetzt auch im Gesundheitswesen Formen an. Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie das Gesundheitswesen nicht nur Anschluss an die Digitalisierung in anderen Branchen oder Ländern bekommt, sondern Innovationen aktiv vorantreiben kann. Stefan Radatz, Regional General Manager Mittel- und Osteuropa sowie Geschäftsführer in Deutschland und Österreich bei Cerner, über die nächste Generation der Krankenhausinformationssysteme.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen erlebt in Deutschland gerade einen enormen Schub. Der Gesetzgeber hat klare Rahmenbedingungen und Zeitvorgaben formuliert, Leistungserbringer erhalten Investitionsmittel. Eigentlich ist doch alles gut, oder?

Deutschland hat es geschafft, einen großflächigen Auf- und Ausbau von Healthcare-IT-Infrastrukturen voranzutreiben. Das war ein notwendiger und wichtiger Schritt. Nun ist es an der Zeit, dies auch umzusetzen und die Möglichkeiten, die IT uns im Gesundheitswesen bietet, wirklich auszuschöpfen. Aktuell sind wir in Deutschland an einem Punkt, an dem Krankenhäuser KIS-Systeme vor allem zur Dokumentation nutzen. Hier gilt es, eine ganz neue Denkweise zu etablieren.

Was muss sich ändern in Deutschland?

Digitalisierung und neue Technologien, wie maschinelles Lernen oder künstliche Intelligenz, haben großes Potenzial, das Gesundheitssystem zu optimieren. Hierzu gehören auch Lösungen, die den Patienten immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Diagnostik und Therapie werden individueller. Um wirklich effizient und auch ökonomisch sinnvoll zu arbeiten, muss eine IT-Infrastruktur die Behandlungsprozesse und den Informationsaustausch abbilden, das medizinische Personal bei Routinearbeiten unterstützen und – ganz wichtig – auch den Patienten einbinden. Es geht also nicht mehr nur um eine elektronische Erfassung von Daten oder eine Prozessunterstützung durch IT, sondern um ganz neue Ideen und Anwendungen, die die Therapiequalität und -sicherheit erhöhen. Wenn eine Notaufnahme beispielsweise bereits aus dem Rettungswagen Informationen über den Patienten erhält, können Personal und Ressourcen schon vor dem Eintreffen koordiniert werden.

Welche Voraussetzungen muss die IT-Infrastruktur dafür erfüllen?

Um Daten reibungslos über Versorgungsgrenzen hinweg nicht nur auszutauschen, sondern auch in Anwendungen verarbeiten zu können, benötigt es moderne, offene Architekturen, Industriestandards wie FHIR, Terminologien bzw. Nomenklaturen wie LOINC oder SNOMED, und auch ein Lösen vom Denken in den traditionellen Strukturen im Gesundheitswesen.

Mit der Spezialisierung der Medizin werden auch die Bedürfnisse an Anwendungen immer kleinteiliger und individueller. Hierfür ist aber weiterhin eine stabile innovative Plattform erforderlich, also das Fundament für die Orchestrierung solcher Services. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die IT-Sicherheit, gerade in kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäusern. Selbst große Krankenhäuser mit gut ausgestatteten IT-Abteilungen kommen dabei an ihre Grenzen. Die Zukunft einer passgenauen und sicheren IT-Infrastruktur liegt deswegen nicht im Serverraum des einzelnen Krankenhauses, sondern in der Verantwortung spezialisierter Anbieter – kurz: in der Cloud.

Wie sieht sie denn aus, die nächste Generation von KIS-Systemen?

Für uns liegt die Zukunft in einem für das Krankenhaus betriebenen, voll standardisierten KIS. Und hier meinen wir wirklich basierend auf Standards und nicht die Anbindung eines Kommunikationsservers. Wir sehen darin einen echten Quantensprung im Bereich Healthcare IT. Deswegen arbeiten wir daran, dass lauffähige Prozesselemente „out of the box” direkt im KIS bereitgestellt werden. Dadurch erhalten unsere Kunden mit weniger Aufwand passgenaue Lösungen für ihre Bedürfnisse aus einem Guss, welche durch zertifizierte Produkte unserer Partner aus dem App-Store komplettiert werden können.

Damit lösen wir mehrere Herausforderungen: Anwendungen werden von hochspezialisierten Fachkräften entwickelt und gewartet, das schafft Sicherheit – für Daten und Systeme. Die Lösungen werden kontinuierlich entwickelt und direkt an alle Anwender ausgeliefert. Dadurch werden diese Innovationen schneller in der Breite nutzbar und alle arbeiten immer mit einem System auf neuestem Stand. Es geht also nicht nur um mehr Komfort, sondern auch um mehr Sicherheit und schnellere Innovationszyklen – bei gleichzeitig weniger Aufwand und Kosten.

Und wie profitiert der Patient davon?

Die IT wird smarter, d.h., sie kann das medizinische Personal in seiner täglichen Arbeit aktiv unterstützen, indem sie Prozesse vorausdenkt, Daten analysiert und Informationen schnell und in Echtzeit bereitstellt. Daten können reibungslos ausgetauscht werden und die Zugangsschwelle zu Expertenlösungen von Drittanbietern ist niedrig. Dadurch kann IT zunehmend entscheidungsunterstützend agieren. Das klinische Personal wird gerade bei Routineaufgaben entlastet. Durch eine smarte IT kann somit auch die Behandlung smarter werden und es bleibt mehr Zeit für die Patienten. Nun gilt es, die Infrastruktur optimal aufzustellen, um die Zukunft der Medizin mitzugestalten und Behandlungsprozesse stetig weiter zu verbessern. Zum Wohle der Patienten.

Wir freuen uns darauf, unsere Vision von einem KIS der Zukunft auf der DMEA 2020 genauer vorzustellen. Besucher sind bei uns am Stand B-107 in Halle 4.2 jederzeit herzlich willkommen.

Foto: © Cerner