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was kaffeemaschinen toast und migraene-use cases gemeinsam haben

von Cerner Corporation
veröffentlicht am 09.10.2019

Cerner nimmt als Teil eines multiprofessionellen Teams erfolgreich am Healthcare Hackathon Berlin teil

Der leider zu früh verstorbene Journalist Wau Holland definierte einen Hacker einmal als „jemanden, der versucht einen Weg zu finden, wie man mit einer Kaffeemaschine Toast zubereiten kann“. Ganz so kreativ mussten die Teilnehmer am diesjährigen Healthcare Hackathon in Berlin zwar nicht sein, jedoch ging es tatsächlich darum, in interdisziplinären Teams Ideen auszuarbeiten, um Lösungen für Fragestellungen aus dem Gesundheitswesen zu entwickeln. Die Veranstaltungsreihe wurde gemeinsam vom Health Innovation Hub des Bundesgesundheitsministeriums, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) und der Universitätsmedizin Mainz aus der Taufe gehoben. Bei Veranstaltungen in Berlin und Mainz hatten Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Konzepte einem kritischen Fachpublikum vorzustellen.

Von Krankenkasse bis Krankenhaus – ein buntes Team von Spezialisten

Mit dabei war auch Olaf Dörge, Senior Business Developer bei Cerner. Zusammen mit Mitarbeitern der Charité Berlin, der BKK Verkehrsbau Union Berlin (BKK VBU), des IT-Herstellers m.Doc, des Dienstleisters ‚Was hab ich‘ gGmbH und des Herstellers der Migräne-App M-sense, Newsenselab GmbH, war er Teil eines Teams, das sich mit dem Thema Patienteninformation und Compliance auseinandersetzte. „Die Einladung zur Teilnahme kam von der BKK VBU“, erläutert Olaf Dörge die Hintergründe. „Sie kooperiert mit m.Doc, einem Unternehmen, das IT-Lösungen für eine bessere Patientenkommunikation über Versorgungsgrenzen hinweg entwickelt. Darüber ergab sich wiederum der Kontakt zu anderen Partnern, wie der Charité, die mit m.Doc und Cerner daran arbeitet, die bestehenden IT-Lösungen so auszubauen, dass ein aktiver Dialog mit dem Patienten möglich ist. So fließen nicht nur Informationen vom Patienten zum Leistungserbringer, sondern auch umgekehrt. Allerdings muss der Patient diese Informationen – wie z.B. Befunde – auch verstehen, damit er aktiv an seiner Behandlung teilnehmen kann. Hier kam dann die ‚Was hab ich‘ gGmbH ins Spiel. Das Unternehmen betreibt eine Art Übersetzungsservice für Patienten: Befunde werden in eine für den Laien verständliche Sprache umformuliert. Das steigert nachweislich die Compliance, weil der Patient versteht, worum es geht und damit aktiv handeln kann. Nachdem wir einen alltagsrelevanten Use Case bearbeiten wollten, fiel die Wahl auf die Optimierung eines bereits existierenden Workflows zur Behandlung von Migräne. Dadurch kam dann noch die Newsenselab GmbH mit ins Boot, die mit M-sense eine App für Migränepatienten herstellt, welche Betroffene und Ärzte bei der Diagnose und Therapie unterstützt. Das Ziel ist der App ist es durch personalisiertes Migräne-Management Krankheitslast und Kosten zu reduzieren. Dies wird z.B. erreicht durch eine bessere Einstellung der Migränemedikation, um Nebenwirkungen und Abusus von Schmerzmitteln zu verringern bzw. zu verhindern. Nachdem wir mit der Charité und m.Doc bereits eine enge Partnerschaft pflegen und ein Ecosystem aus spezialisierten Lösungen konzipieren, wurden auch wir gebeten, uns in das Team einzubringen – gerade, weil es darum ging, eben nicht nur Einzellösungen zu, sondern ein übergreifendes Gesamtkonzept zu entwickeln.“

Einfache Use Cases sind komplexer, als sie aussehen

Der Use Case, den das Team als einen von 23 bei dieser Veranstaltung vorstellte, klingt auf dem Papier denkbar einfach: Eine Migränepatientin besucht ihren Hausarzt und bekommt von diesem eine Überweisung zur weiteren Diagnostik und Therapie in der Charité. Den Termin bucht die Patientin über eine Krankenkassenapp auf Basis von m.Doc, die von der BKK VBU zur Verfügung gestellt wird, um den Versicherten verschiedene Funktionen zur Verfügung zu stellen, die den Kontakt zu Leistungserbringern und -trägern erleichtern. Im Krankenhaus wird eine beginnende Nierenschädigung durch langjährigen Schmerzmittelmissbrauch festgestellt. Deswegen werden die Analgetika reduziert. Über ihre Krankenkassenapp werden relevante Befunde wie der Arztbrief aus dem KIS i.s.h.med® an die Patientin weitergeleitet. Allerdings ist vieles, was in dem Brief steht, für einen Laien unverständlich, weswegen sie den Dienst ‚Was hab ich‘ in Anspruch nimmt. Nun ist ihr klar, worum es geht und was sie zu beachten hat. In ihrer Versichertenapp findet sie einen Link zu M-sense. Dabei handelt es sich um ein Schmerztherapieprogramm mit verschiedenen Funktionen, wie z.B. einem elektronischem Schmerztagebuch, Triggeranalyse, Entspannungsübungen für Migränepatienten und einem Medikamententracker, der den Schmerzmittelverbrauch dokumentiert. Dadurch steigt nicht nur ihre Motivation, den Ratschlägen ihrer Ärzte zu folgen. Vielmehr eröffnet sich der Patientin auch die Möglichkeit, aktiv etwas gegen ihre Beschwerden zu tun und Folgeerkrankungen wie ein Nierenversagen abzuwenden.

Eine Veranstaltung, ein Use Case, viele Outcomes

Dank der engen Zusammenarbeit des bunt gemischten Teams aus Praktikern aller Bereiche konnte ein detaillierter Proof of Concept erarbeitet werden. Für Olaf Dörge nur ein Ergebnis der Hackathon-Teilnahme: „Die Veranstaltung hat gezeigt, was in relativ kurzer Zeit erreicht werden kann, wenn Fachleute verschiedener beteiligter Institutionen zusammenarbeiten. Dass Praktiker von Krankenkassen, Leistungserbringern, Dienstleistern und IT-Herstellern miteinander Konzepte erarbeiten, kommt leider noch viel zu selten vor. Es wird immer wieder über ‚Digitalisierung im Gesundheitswesen‘ geredet, aber wie komplex die Zusammenhänge auch bei einfachen Use Cases wie dem von uns vorgestellten sind, ist vielen nicht bewusst.“ Gerade deswegen freute es die Teilnehmer, dass die Veranstaltung auch von politischer Prominenz gut besucht war: Unter anderem ließ sich der Bundesgesundheitsminister ausführlich die Herausforderungen des Einsatzes von IT-Lösungen im Gesundheitswesen am Beispiel des Use Cases erklären. Für Olaf Dörge ein weiteres Argument, warum Veranstaltungen wie der Healthcare Hackathon so wichtig sind: „Um innovative IT-Lösungen für das Gesundheitswesen entwickeln zu können, ist es wichtig, die zugrundeliegenden, komplexen Abläufe und Anforderungen der einzelnen Akteure zu verstehen. Das Healthcare-IT-Ecosystem, an dem wir mit unseren Partnern arbeiten, ist ein zentraler Baustein. Wichtig ist aber auch, dass Akteure, die nicht direkt in der Patientenversorgung arbeiten oder als Patient betroffen sind, verstehen, wie wichtig übergreifende IT-Lösungen sind und sich entsprechend einbringen – zum Beispiel durch Förderung oder praktikable Rahmenbedingungen. Dabei geht es vor allem darum, Lösungen zu entwickeln, die Eingang in die Regelversorgung finden, und nicht nur Leuchtturmthemen zu fördern. Der Workflow, den wir im Rahmen des Hackathons konzipiert haben, mag vielen vor dem Hintergrund der ‚großen‘ Probleme im Gesundheitswesen als irrelevant erscheinen. Wenn man aber weiß, dass Patienten oft schlicht nicht verstehen, was Ärzte und Therapeuten ihnen sagen, und dass die daraus resultierende mangelnde Therapietreue in Deutschland unnötige Kosten in Höhe von etwa 10 Mrd. Euro pro Jahr verursacht, stellt sich das in einem völlig anderen Licht dar.“

Vom preisgekrönten Konzept zur fertigen IT-Lösung

Dass der vorgestellte Proof of Concept des Migräne-Workflows schließlich noch mit einem Preis bedacht wurde, war für die Teammitglieder ein großes Erfolgserlebnis. Viel wichtiger ist aus Sicht von Olaf Dörge allerdings etwas anderes: „Der nächste Schritt ist, das Konzept weiter zu verfeinern und unter Beteiligung aller, die dazu beigetragen haben, ein Projekt zu gestalten und umzusetzen – bis hin zur praktischen Softwarelösung, von der alle profitieren.“ Damit auch in Zukunft innovative Ideen den Weg zur Umsetzung finden, wird die Serie der Healthcare Hackathons fortgesetzt. Auch wenn dabei wohl nie eine Methode gefunden wird, mit einer Kaffeemaschine Toast zuzubereiten.