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von Cerner Corporation
veröffentlicht am 23.11.2020

Hat die Corona-Pandemie bewirkt, was sich viele als den mehr als überfälligen Schub für die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen gewünscht haben und geht es jetzt endlich voran mit der Vernetzung der medizinischen Akteure? Klar ist, dass mit Covid-19 nicht zum ersten Mal die Tatsache in den Fokus geriet, dass Deutschland laut Krankenhaus-Report von 2019 mit einem Wert von 2,3 auf einer Skala von 7 unter dem europäischen Durchschnitt liegt, was den Digitalisierungsgrad betrifft.

Vielmehr hat die Pandemie wie unter einem Brennglas darauf hingewiesen, dass nun zügig daran gearbeitet werden muss, endlich und damit vielleicht gerade noch rechtzeitig auf die schnelle Datenautobahn des Gesundheitswesens einzubiegen. Der Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI) spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ihre Aufgabe ist es, alle Beteiligten im Gesundheitswesen digital miteinander zu vernetzen ‒ Ärzte und Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen. KIM, die schnelle und sichere Kommunikation im Medizinwesen, sowie die elektronische Patientenakte (ePA) spielen dabei neben zahlreichen weiteren Anwendungen eine zentrale Rolle.

Welche Anforderungen müssen für die TI erfüllt werden?

Wo wir heute stehen, lässt sich mit einem Blick zurück an der Geschichte der Telematikinfrastruktur ablesen. Da ist zunächst das E-Health-Gesetz von 2016, das im Wesentlichen einzelne TI-Anwendungen konkretisiert ‒ allen voran das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM), das Notfalldatenmanagement (NFDM), der elektronische Medikationsplan (eMP) sowie der eArztbrief und die ePA. Mit dem E-Health-Gesetz wurde das Anwendungsspektrum innerhalb der TI detailliert festgelegt und mit Umsetzungsfristen versehen. Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) von 2018 legte mit dem VSDM die erste umzusetzende TI-Anwendung fest, gleichzeitig gewährte dieses Gesetz eine Verlängerung der Einführungsfrist für die Telematikinfrastruktur ‒ waren die meisten Beteiligten doch längst noch nicht soweit, über die notwendigen technischen und finanziellen Voraussetzungen für die Anbindung an die TI zu verfügen. Im Januar 2019 dann gaben Apotheken und Krankenkassen eine Vereinbarung über die Finanzierung der Telematikinfrastruktur bekannt. Richtungsweisend war im Oktober 2019 der Schritt der bereits seit 2005 mit der TI-Umsetzung beauftragten gematik, den bisherigen strikten Fokus von der eGK zu lösen und den Schwerpunkt des Aufgabenbereichs weiter zu fassen. Dies war ein wichtiger Schritt hin zu einer ganzheitlicheren Betrachtung der Digitalisierung im Kontext aller Beteiligter im Gesundheitswesen.

Welche Rolle spielt der Patient in der TI?

Im Jahr 2020 schließlich schuf der Gesetzgeber weitere Grundlagen, die das längst überfällige „patient engagement“, also den in seine Behandlung aktiv einbezogenen ‒ den mündigen ‒ Patienten in den Mittelpunkt der TI stellten. Darüber hinaus wurde der Weg frei gemacht für die künftig einfachere und schnellere Verfügbarkeit von medizinischen Informationen unter Einhaltung der Richtlinien einer hohen Datensicherheit: So soll mit dem „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (Digitale-Versorgung-Gesetz, DVG) Patienten eine flächendeckende Nutzung von digitalen Angeboten wie die der elektronischen Patientenakte ermöglicht werden. Am 3. Juli 2020 folgte das "Gesetz zum Schutz elektronischer Patientendaten in der Telematikinfrastruktur" (Patientendaten-Schutz-Gesetz, PDSG). Das Gesetz regelt die Nutzung von digitalen Angeboten in der Gesundheitsversorgung durch die Patienten. Im September 2020 schließlich wurde das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) beschlossen.

Warum Healthcare-IT Zukunfts-IT ist

Dr. Frederic Gerdsen, Senior Solution Leader bei Cerner Deutschland, begrüßt diese Entwicklungen ‒ neben dem E-Health-Gesetz besonders das KHZG, das die digitale Ausstattung von Krankenhäusern mit über 4 Milliarden Euro fördert. „Dass wir den disruptiven technologischen Wandel, der im deutschen Gesundheitswesen ansteht, nun endlich angehen, ist mehr als überfällig“, bekräftigt er. Und fügt hinzu: „Diesem Anspruch hat Cerner mit seinem Leitsatz ,Health care is too important to stay the same’ schon immer Ausdruck verliehen. Nicht erst jetzt können wir zeigen, was wir damit meinen. Gleichzeitig empfehlen wir uns damit unseren Kunden als Berater und Partner auf dem Weg in die digitale Zukunft des Gesundheitswesens.“

Eine zentrale Rolle in dieser Zukunft spielt dabei das Cerner KIS i.s.h.med®. Während es für Gerdsen in der Diskussion zwischen den Beteiligten besonders wichtig ist, den Paradigmenwechsel ‒ d. h. den Fokus von der Behandlung der Erkrankung hin zu Gesunderhaltung und Prävention ‒ weiter voranzutreiben, sieht er sich mit i.s.h.med auf technologischer Basis bestens für die Zukunft gerüstet. So ist das Cerner KIS als weltweit einziges, vollständig in SAP for Healthcare integriertes Krankenhausinformationssystem inzwischen auf einem guten Weg, die papierlose Zukunft einzuläuten. Einige i.s.h.med Kunden streben inzwischen HIMSS EMRAM 7 an, die höchste Stufe, die das Modell der HIMSS Analytic Group für den Digitalisierungsgrad in Krankenhäusern beschreibt.

Warum brauchen wir Partner, um noch besser zu werden?

Zukunftsfähig im Sinne der Telematikinfrastruktur wird ein KIS des 21. Jahrhunderts erst durch die Anbindung von Subsystemen, hier lautet das Stichwort Interoperabilität. Cerner hat sich bei i.s.h.med auf FHIR verpflichtet, das als Industriestandard-Schnittstelle tief in das Produkt integriert ist. So steuern Partner mit langjähriger Expertise und Erfahrung wichtige, vom Gesetzgeber vorgeschriebene TI-Anwendungen bei. „Mit Arvato, x-tention und Dosing haben wir zuverlässige Kooperationspartner, die uns bei der Umsetzung der Anbindung an die Telematikinfrastruktur durch Konnektoren, Kartenterminals und einzelne TI-Anwendungen wie den eMedikationsplan mit ihren Lösungen unterstützen“, erklärt Dr. Frederic Gerdsen. „Das Cerner Ecosystem mit i.s.h.med als zentralem Baustein hat damit die Idee der modernen Plattformökonomie verinnerlicht.“ Bei Cerner denkt man hier auch schon einen Schritt weiter und sieht i.s.h.med als eine Art Innovationsplattform der Zukunft, die von einem Krankenhaus als Software as a Service (SaaS) abonniert werden kann ‒ mit einer hohen Flexibilität, zum Beispiel für die beschriebene Einbindung von Subsystemen. Cerner Kunden arbeiten dann künftig mit einem Primärsystem, das nicht mehr vor Ort customized werden muss, sondern über die Cloud angebunden ist. Gerdsen: „Unter allen Aspekten der Datensicherheit müssen solche Plattformen heute offen gestaltet werden, um einen Mehrwert für den Kunden zu erzeugen. Dieser Mehrwert entsteht, wenn Daten und Funktionalität schnell und vollständig zur Verfügung stehen.“

Und der Vater von zwei Kindern ergänzt: „Ich kann meiner Tochter heute schlicht nicht mehr erklären, warum ich das Ergebnis eines Testabstrichs in der Arztpraxis als Papierausdruck abholen muss, um es ins Krankenhaus zu bringen, wo es von einer Mitarbeiterin umständlich ins hauseigene System übertragen wird.“ Gerade in Zeiten wie diesen, wo ein hohes Infektionsgeschehen schnelles Handeln erfordert und eine solide, durchgängig verfügbare Datengrundlage überlebenswichtig für eine unmittelbare Behandlung sein kann, sollte ein solches Szenario der langen (analogen) Wege der Vergangenheit angehören. Die zügige Umsetzung im Rahmen der Telematikinfrastruktur ist nun das Gebot der Stunde.

Text: Katharina Zeutschner, textwerker24 

Foto: ©GettyImages